Nachdem der Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) in einer Pressemitteilung von Mitte Oktober 2019 erklärt, die Kampagne „Bamberg plastikfrei“ würde überall begrüßt und dabei explizit die Initiative Bambecher nennt, wollen wir dazu Stellung beziehen. Gefragt, ob wir die Kampagne tatsächlich begrüßen, wurden wir bislang schließlich nicht.

MITTEILUNG

Die Initiative Bambecher begrüßt vorsichtig die städtische Kampagne “Plastikfreies Bamberg”, sofern sie grundsätzlich eine Abfallvermeidung im Stadtgebiet bewirkt. Die vom Oberbürgermeister im Wahlkampf gestartete Initiative wird zeigen, wie sehr das Thema „Abfallvermeidung“ der Stadt wirklich am Herzen liegt. Die bisherige Bilanz erscheint im Hinblick auf vergangene Erfahrungen eher schwach.

Denn der Ansiedlung des durch viel ehrenamtliches Engagement entstandenen Mehrwegsystems bei der Stadtverwaltung schob der Oberbürgermeister 2017 noch den Riegel vor, die Landwirtschaftsflächen der Solawi – auf denen biologisches und unverpacktes Gemüse regional produziert wird – dürfen der Handwerkskammer zum Verkauf angeboten werden – ohne Rücksprache mit den Verantwortlichen gehalten zu haben. Die Kooperation der Stadt mit solchen Initiativen könnte im Zeichen der Bürger*innenbeteiligung in einer lebendigen Stadt deutlich besser laufen.

Den Slogan “Plastikfreies Bamberg” halten wir darüber hinaus für irreführend. Die Initiative des Oberbürgermeisters legt den Fokus allein auf Plastik. Besser wäre es an Abfallvermeidung, insbesondere der Reduzierung von Einwegmüll zu arbeiten. Die Initiative Bambecher setzt sich hingegen für die Überwindung der Wegwerf-Mentalität in unserer Gesellschaft ein. Das gleichnamige Mehrwegsystem ist das beste Beispiel, weshalb Plastik hierbei eine sinnvolle Lösung sein kann. Die Getränkebecher des Mehrwegsystems Bambecher bestehen schließlich aus Plastik, da die Eigenschaften (bruchfest, spülmaschinenfest, leicht) dazu beitragen, dass die Becher möglichst lange eingesetzt werden können und dadurch möglichst viele Einwegbecher ersetzen.

Weiteres ehrenamtliches Engagement für ein nachhaltigeres Bamberg

Der “Nachhaltigkeits-Atlas”, der auf den Seiten der Kampagne “Plastikfreies Bamberg” zu sehen ist, zeigt beispielhaft das beeindruckende Engagement bestehender ehrenamtlicher Initiativen in der Stadt. Dies aufzuzeigen ist wichtig, da es den Initiativen mehr Sichtbarkeit in der Stadt verschaffen kann, wurde allerdings auch schon durch die Stadtkarte “Bamberg im Wandel” von CHANGE e.V. oder den “Wegweiser für nachhaltigen Konsum in und um Bamberg” von der Ortsgruppe des BUND und vielen anderen Projekten im Vorfeld realisiert. Von einer Kampagne der Stadt erhoffen wir uns weiterführende Maßnahmen, die dem Anliegen, den Müll in der Stadt zu reduzieren, gerecht werden.

Das gilt auch für das Beschaffungswesen, bei dem bereits vorhandene Handlungsspielräume konsequenter genutzt werden müssten wie bspw. die Anwendung fairer und öko-sozialer Leistungskriterien sowie eine systematisch Abfall vermeidende Beschaffung allgemein. Auch in diesem Bereich ist über die Erreichung der Minimalziele für die Fair Trade-Zertifizierung hinaus leider in den letzten Jahren zu wenig passiert, obwohl sich die Stadt vor vier Jahren ein entsprechendes Regelwerk gegeben und kürzlich den 1. Fair Trade-Gipfel der Metropolregion Nürnberg veranstaltet hat.

Wir freuen uns über jede Initiative der Stadtverwaltung, Bamberg umweltfreundlicher zu machen und tragen gerne unseren Teil dazu bei. Im Gegenzug wünschen wir uns mehr Unterstützung und weniger Schaufensterprojekte des Oberbürgermeisters.